Eine Beziehungskrise überwinden – wie geht das?
Alarmstufe rot!
Vielleicht haben Sie es nur unterschwellig gespürt, dass etwas in Ihrer Beziehung nicht in Ordnung ist. Vielleicht haben Sie auch alle Gefahrensignale verdrängt und gehofft: „Das wird schon wieder“.
Eventuell sind Sie aber auch völlig überraschend in höchster Alarmbereitschaft und Ihnen wird klar: Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Unsere Beziehung braucht ein Notfallprogramm!
Die wichtigsten Schritte in dieser Situation
Was auch immer der Auslöser für diese Erkenntnis ist – hier kommen die wichtigsten Schritte, um schnell wieder Boden unter die Füße zu bekommen, die Beziehungskrise zu überwinden und Ihre Beziehung zu retten:
Verlassen Sie die Position von Wut, Trauer, Trotz, Stolz oder Angst und gehen Sie in die Beobachterposition. Verschaffen Sie sich einen möglichst neutralen Überblick über die Lage, um sachlich einzuschätzen, wie Sie Ihre Beziehungskrise überwinden können:
Überlegen Sie:
- Was ist geschehen?
- Kann ich absolut sicher sein in meiner Wahrnehmung? Könnte es sein, dass es ganz anders ist, als ich vermute?
- Was ist für mich gerade das, worum es wirklich geht? Welche Gefühle stehen dahinter, welche Ängste und Überzeugungen beeinflussen mich?
- Was hat dazu geführt?
- Was ist mein eigener Anteil daran?
- Was braucht mein Partner, damit es ihm besser geht?
- Was brauche ich, damit es mir besser geht?
- Wie könnte der Weg dahin sein?
- Welche ersten Schritte sind wichtig?
- Was braucht meine Beziehung, um wieder heilen zu können?
Vor allem: Vergessen Sie die Schuldfrage.
Jeder von Ihnen beiden ist das Ergebnis von persönlicher Prägung aus dem Elternhaus und den Vorfahren, traumatischen Ereignissen und seelischen Narben, die zu ganz persönlichen Glaubenssätzen, Überzeugungen, Charakterstrukturen und Handlungsweisen geführt haben. Jeder von Ihnen hat aus diesem Aspekt her für sich völlig Recht. Und jeder trägt seinen Anteil.
Wir alle machen Fehler – auch, um daran zu lernen.
Die Herausforderungen des Alltags und die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen lassen in Beziehungen immer wieder Reibungspunkte entstehen, über die gesprochen werden muss, damit Liebe, Nähe und Vertrauen erst einmal entstehen und auch dauerhaft bleiben können.
Wünsche und Ziele können sich verändern, und Konflikte sind normal.
Eine gemeinsame Lösung gibt es dann, wenn beide auf Augenhöhe und voller Respekt und Wertschätzung für den Standpunkt des Partners miteinander kommunizieren, bereit sind, den anderen verstehen zu wollen und kompromissbereit zugunsten der gemeinsamen Ziele sind.
Der erste Schritt zur Rettung Ihrer Beziehung – ziehen Sie Bilanz:
- Was ist das, was uns beide verbindet?
- Welche schönen Ereignisse haben wir gemeinsam – was bringt uns beide zum Lächeln? Was war bisher gut?
- Was sind unsere gemeinsamen Werte?
- Wie funktioniert die gegenseitige Unterstützung im Alltag?
- Wie wichtig sind uns beiden die Kinder und das Zuhause?
- Wie steht es um Zuverlässigkeit und Vertrauen, um Kommunikation und Konfliktmanagement?
- Wie sieht es aus mit gemeinsamen Projekten, Freizeitgestaltung oder eine gemeinsamer Zukunftsplanung?
Insgesamt schauen Sie also:
Was bildet die Basis unserer Beziehung? Was bildet unser Fundament?
Und:
Sind diese Dinge ausreichend, um die Krise zu überstehen und die Beziehung zu retten?
Kann an einem dieser Punkte zuerst angesetzt werden?
Der zweite Schritt: Was muss sich verändern und besser werden?
Notieren Sie sich, was sich für Sie persönlich verändern muss – und schauen Sie dann, ob Ihre Erwartungen realistisch sind, Ihr Partner diese Erwartungen überhaupt kennt und sie auch erfüllen kann.
Bei Kleinigkeiten wie der berühmten offenen Zahnpastatube lohnt sich die Frage „Will ich mich darüber ärgern oder lieber glücklich sein?“ und die Erkenntnis, dass der Partner so etwas meist nicht tut, um den anderen bewusst zu ärgern, sondern vielleicht einfach nur mit den Gedanken woanders ist oder, oder, oder …
Bei vielen Konfliktpunkten braucht es ganz einfach Kompromisse und gemeinsame Lösungen.
Die „RESET“-Taste drücken
In den meisten Fällen ist allerdings die Pflege der Beziehung einfach zu kurz gekommen. Vielleicht stimmt es auch mit der Kommunikation nicht oder es hat Herausforderungen gegeben, die an den Grundfesten der Beziehung gerüttelt haben. Doch es ist nie zu spät, die „RESET“-Taste zu drücken, einen Neustart zu wagen, echte Qualitytime für die Paarbeziehung zu gestalten und neue, gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden. Vielleicht so, wie Sie es in der ersten Verliebtheit miteinander gehalten haben.
Der dritte Schritt: die Selbstanalyse
Und auch wenn es zur Rettung einer Beziehung beide Partner braucht, kann auch einer allein schon eine Menge bewegen – nämlich zuallererst einmal sich selbst. Schauen Sie deshalb auf Ihre eigenen Anteile, Ihre Ängste, Sorgen und vielleicht auch Minderwertigkeitsgefühle, die diese Krise in Ihnen auslöst und Sie eventuell sogar in eine gefühlte Opferrolle gebracht haben.
Verantwortung übernehmen
Wenn Sie Ihren Teil der Verantwortung für das Gelingen Ihrer Beziehung übernehmen, können Sie aktiv etwas bewirken. Was also können SIE selbst jetzt in diesem Moment dafür tun, damit es besser wird? – Es hat sich bewährt, im Einzelcoaching an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten, um aus den alten Mustern herauszukommen und sich für neue Lösungen und Möglichkeiten zu öffnen. Das nimmt nicht nur Ihnen, sondern auch dem Partner enorm viel Stress und bringt oft ganz überraschende Entwicklungen mit sich.
Mein Tipp:
Wenn die Emotionen oder Ängste den Wechsel in die Beobachterposition erschweren oder unmöglich machen, ist der Besuch bei einem Eheberater oder Paartherapeuten sinnvoll. Dort bekommen Sie die notwendige Unterstützung, Ihren Partner und sich selbst besser zu verstehen, den Blickwinkel zu verändern, Gewohnheiten und Verhaltensweisen zu hinterfragen, gemeinsam Lösungen zu finden, die Beziehungskrise zu überwinden und Ihre Beziehung und Ihre Liebe wieder zu neuem Leben zu erwecken.